Literarischer Salon: „Eine Reise in die geistige Welt der modernen Poesie“wurde erfolgreich durchgeführt
Am 13. Juni 2025 veranstaltete das Chinesische Kulturzentrum Berlin mit Unterstützung der Abteilung für internationale Beziehungen des chinesischen Schriftstellerverbands und in Kooperation mit dem Deutschen China-Literaturklub einen literarischen Salon unter dem Titel „Eine Reise in die geistige Welt der modernen Poesie“. Die Veranstaltung fand anlässlich des ersten „Internationalen Tags des interkulturellen Dialogs“ statt und brachte Dichter:innen, Übersetzer:innen und Literaturinteressierte aus China und Deutschland zusammen, um über Ausdrucksformen zeitgenössischer Lyrik und Möglichkeiten des interkulturellen Austauschs ins Gespräch zu kommen.

In seiner Eröffnungsrede erläuterte der stellvertretende Direktor des Kulturzentrums, Herr He Wenbo, den Hintergrund des neuen Gedenktags: Der „Internationale Tag des interkulturellen Dialogs“ wurde im Juni 2024 auf Initiative Chinas von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen und wird jährlich am 10. Juni begangen. Ziel sei es, den Austausch und das gegenseitige Verständnis zwischen verschiedenen Zivilisationen zu fördern. Poesie, so He Wenbo, sei als sprachliche Kunstform besonders geeignet, kulturelle Grenzen zu überschreiten und emotionale Resonanz sowie gedanklichen Austausch in unterschiedlichen Kontexten zu ermöglichen. Als Hauptrednerin des Abends sprach die chinesische Lyrikerin Dai Weina über die Rolle moderner Poesie in der heutigen Gesellschaft. Ausgehend von ihrer eigenen Schreiberfahrung betonte sie, dass Lyrik nicht nur ein Mittel sei, um Gefühle auszudrücken, sondern auch eine Form der sprachlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Realität.

Im Anschluss trugen neun Dichter:innen aus China, Deutschland, Österreich und Großbritannien ihre Werke vor – auf Chinesisch, Deutsch und Englisch, mit ganz unterschiedlichen stilistischen Zugängen und Themen. Zu hören waren unter anderem: Dai Weina mit Turnübungen für die Seele, Steffen Popp mit Diese Erinnerung endet am Meer, Li Jing mit Im Gebirge der Seele, Monika Herceg mit Maryam Mirzakhani Puts Three Slices of Infinity on a Toast with Cheese and Mayo, Yin Zixu mit Abschied, Ann Cotton mit Seltsame Fuge, Xuyi mit Was könnte der Süden denn eigentlich sein?, Zhou You’an mit Körper der Lotosblume und Yu Zhe mit Nächtliches Geständnis. Jede:r Dichter:in brachte dabei eine eigene Sprachmelodie und Perspektive ein. Die Texte reichten von persönlichen Erfahrungen über gesellschaftliche Beobachtungen bis hin zu philosophischen Reflexionen und zeigten die Vielfalt zeitgenössischer Lyrik in verschiedenen kulturellen Kontexten.

Im anschließenden Austausch diskutierten Publikum und Dichter:innen lebhaft über Fragen wie: Ist poetische Sprache überhaupt übersetzbar? Wie unterschiedlich wirken Rhythmus und Satzstruktur im Chinesischen und Deutschen? Und in welcher Beziehung steht moderne Lyrik zu klassischen poetischen Traditionen? Einige Teilnehmer:innen äußerten, dass ihnen durch den Abend bewusst geworden sei, dass moderne chinesische Poesie nicht im Gegensatz zur Tradition stehe, sondern vielmehr neue Formen der Fortführung darstelle. Auch die Herausforderungen und kreativen Chancen der Lyrikübersetzung wurden betont: Übersetzen sei kein bloßes Übertragen von Inhalten, sondern ein Akt der Neuerschaffung. Der Abend bot nicht nur Einblicke in aktuelle poetische Schaffensprozesse, sondern auch Raum für direkte kulturelle Begegnung. Die Interaktion zwischen Publikum und Autor:innen machte deutlich, dass interkulturelles Verständnis nicht abstrakt bleibt, sondern sich in der konkreten sprachlichen Auseinandersetzung ereignet.
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